Odeh-Tamimi's L'Apocalypse Arabe in Aix-en-Provence

Odeh-Tamimi's L'Apocalypse Arabe in Aix-en-Provence

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Im Juli 2021 erlebte Samir Odeh-Tamimis zweite Oper L’Apocalypse Arabe als Auftragswerk des Festival International d‘Art Lyrique d‘Aix-en-Provence in Arles ihre Uraufführung. Die Produktion vereinte ein internationales Team um den Dirigenten Ilan Volkov, das Ensemble Modern sowie den Regisseur Pierre Audi, der das Festival seit 2019 gesamt-künstlerisch leitet und dem Klangregiesseur Norbert Ommer.

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L‘Apocalypse arabe ist ein poetisches Werk, bestehend aus 59 Gedichten. Es entstand aus einer Vision heraus, die Etel Adnan 1975 in San Rafael, Kalifornien, über die Schrecken und die komplexen Zusammenhänge des gerade ausgebrochenen libanesischen Bürgerkrieges hatte.

Ähnlich wie Etel Adnan damals empfindet auch der Komponist Samir Odeh-Tamimi heute den Drang, eine künstlerische Reaktion – in Form eines Musiktheaterstückes – auf das Geschehen zu formulieren.

Als der Regisseur Pierre Audi Samir Odeh-Tamimi fragte, ob er gemeinsam mit ihm ein Musiktheaterstück gestalten wolle, war für beide schnell klar, dass es um L‘Apocalypse arabe gehen sollte.

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Das Sounddesign war eine Entwicklung aus den gegebenen Umständen, d.h. der Aufführungsort war eine alte Eisenbahnhalle, mit der geometrischen Abmessung, ähnlich einem Schuhkarton. Es war keine Akustik vorhanden, also nur die einer leeren Fabrikhalle. Das Ensemble steht in der Mitte dieses Saales, vom Publikum umgeben. Die Sänger, welche auch gesprochenen Text notiert haben (und hier ist natürlich die Textverständlichkeit gefragt) bewegen sich um das Publikum und Ensemble herum. Darüber hinaus soll eine mehrkanalige Liveelektronik erklingen.

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Aus den gegebenen Parametern wurde also sehr schnell klar, dass man ein Sounddesign entwickeln sollte, welches Lokalisationsbezogen arbeitet. D.h. nur das Ensemble erklingt von dem Ort aus, wo es steht. Die Sänger bewegen sich im Raum und erklingen auch da, wo sie sich gerade aufhalten. Die Liveelektronik wird nach künstlerischen Gesichtspunkten, ja nach Szene, im Raum verteilt.

Zur Anwendung kam ein Soundsystem des französischen Hersteller AMADEUS. Für die Spatializtion und immersive Audio kam das HOLOPHONIX-System zur Anwendung.

Die Entwicklung des HOLOPHONIX-Systems ist zweifelsohne das ehrgeizigste und aufregendste Projekt, welches der Hersteller AMADEUS seit langem in Angriff genommen hat. Der HOLOPHONIX-Prozessor vereint verschiedene Räumlichkeitstechniken wie Wellenfeld-synthese, High-Order Ambisonics, Distance-Based Amplitude Panning. Dies macht eine intuitive Platzierung und Bewegung von Quellen in einem 2D- und/oder 3D-Raum möglich.

Laut Janet Murray, ist ein immersives Erlebnis vergleichbar mit der Sensation, in den Ozean zu springen und unter der Wasseroberfläche zu verharren. Wir sind dabei von einer anderen Realität umgeben, die unseren gesamten wahrnehmenden Apparat beanspruch.

Dies ist genau der Anspruch der dieses Projekt, in dieser Fabrikhalle, welche zum Konzertsaal wurde, für mich interessant machte. Ein Klangerlebnis zu erschaffen, in das wir eintauchen und erst am Ende, wenn die Musik aufhört und das Applauslicht erscheint, wieder auftauchen.

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