DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN (1)

Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern
Musik mit Bildern — Regie Robert Wilson
Sounddesign & Klangregie — Norbert Ommer

Helmut Lachenmanns bisher einzige Oper, nach Texten von Hans Christian Andersen, Gudrun Ensslin und Leonardo da Vinci, gilt seit der Uraufführung 1997 in Hamburg als die wegweisende Musiktheaterschöpfung des ausgehenden 20. Jahrhunderts.


Robert Wilson

Robert Wilson erarbeitet für Lachenmanns „Mädchen mit den Schwefelhölzern" ein ganz auf die Jahrhunderthalle Bochum zugeschnittenes Raum-, Bühnen- und Lichtkonzept, in dem die ursprüngliche Idee Lachenmanns, das Publikum durch die Instrumentalisten und Sänger in einem vollständigen Ring einzuschließen, in einer Konsequenz verwirklicht werden kann, wie sie in einem Opernhaus kaum möglich ist. Das Erlebnis des vollständigen Eintauchens in die Musik wird durch diesen akustischen Raum intensiviert.


Der akustische Raum

Der akustische Raum war aber zunächst kein akustischer Raum, sondern wurde erst durch ein aufwendiges Sounddesign erschaffen. Grundsätzlich kann man von einem ”Raum-im-Raum”-Konzept ausgehen, d.h. wir sehen und verbinden beim Hören die Halle 3 der Jahrhunderthalle in Bochum mit dem Bühnenbild von Robert Wilson, sowie dem elektroakustischen Raumdesign von Norbert Ommer.


Bühnenbild als Resonator

Selbst das Bühnenbild dient als großer Resonanzraum ! Hier ist vor allem die Erweiterung des Hallraums durch den Resonator Bühnenbild hervorzuheben, sowie auch die Erweiterung des elekto-akustischen Frequenzspektrums in den Tieftonbereich.

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Orchesteraufstellung

Schon vom Komponisten wurde das Orchester im Konzertsaal auch an den seitlichen Bereichen der Zuhörer vorgesehen. Bei dem vorliegenden Raumkonzept und Sounddesign umschließt aber das Orchester, bestehend aus dem HR Sinfonieorchester inkl. 11 Schlagzeugern, dem Chorwerk Ruhr (32 Stimmen), sowie sechs Tonbandspielern die Zuhörer.
Anbei eine Aufstellung, die der Komponist in der Partitur vorsieht und nachfolgend die Realisierung in der Jahrhunderthalle.
Orchesteraufstellung aus der Partitur des Komponisten:

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Orchesteraufbau im Bühnenbild von Robert Wilson:

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Schallführung im industrellen Raum

Um eine möglichst orginalgetreue Schallführung zu gewährleisten und den Zuhörer mit der Musik zu umschließen, um also einen Genuss für die Ohren herzustellen, greift der Sounddesigner auf eine Kombination aus Schallsegeln und elekrtoakustischen Wandlern zurück.
Nachfolgend Bilder mit Orchesterinstrumenten und Schallsegeln:

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Elekrtoakustik

Obwohl die Elektroakustik vom Zuhörer nicht direkt wahrgenommen wird, kann das Werk von Helmut Lachenmann beispielhaft neu gehört werden. Grund hierfür ist gerade die geschickte Kombination von kompositorischer Raumaufstellung und die Verbindung von Akustik und Elektroakustik.

Um nur einige Zahlen zu nennen, die den Aufwand kenntlich machen, so wurden nachfolgend ca. 180 Mischkanäle eingangsseitig, sowie 64 Mischkanäle ausgangsseitig mit einer angeschlossenen Delay Matrix verwendet.
Nachfolgend eine schematische Graphik zum Signalflußplan:

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Einige Instrumente wie Sprache und Sho ( die Schauspielerin Angela Winkler befand sich sprechend in einer centerstage Position, sowie die Sho- Spielerin die aus der Hallendecke schwebte ) wurden auch in der Bühnenmitte, also im Zentrum des Bühnenbildes wiedergegeben. Der Zuhörer wurde also vom Orchesterklang umgeben und richtungsbezogen von Spache und Shoklang ( aus der Bühnenmitte heraus ) angesprochen.

Mit Hilfe der o.g. sog. Delay Matrix war es darüber hinaus möglich, jeden Klang auf allen Lautsprechern richtungsbezogen wiederzugebe.
Abschließend ist zu bemerken, dass in allen Pressekritiken ausnahmslos der herausragende Klang des Werkes, des Orchesters und der Solisten hervorgehoben wurde.

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Der hervorragende Klang war eine einzigartige Synthese aus mutiger Interpretation der Partitur sowie ausgezeichneter Dimensionierung von Raum – und Elektroakustik.

Nachfolgend noch einige bildliche Eindrücke zum Werk:

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